Dienstag, 18. Juni 2013

Project Loon - Googles hochschwebende Ideen und das Internet für alle

Google ist ja durchaus auch für hochfliegende Pläne bekannt: Pfeilschnelle Verkabelung in Teststädten, selbstfahrende Autos und natürlich die Datenbrille Google Glass, die Tech-Jünger wie Paranoiker schon jetzt in größte Wallungen versetzt. Project Loon passt da eigentlich genau rein und verblüfft trotzdem: Internet via Ballon.

Was Googles im Entwicklungsbereich Google X eingesperrte verrückte Wissenschaftler da zum Fliegen bringen wollen, steht unter dem ambitionierten Ziel Internet für alle. Und ja, mehr Internetnutzung zahlt natürlich auch auf Googles Geschäftsmodell ein. Trotzdem hängt sich der Konzern rein, um Ideen gegen die weißen Flecken zu entwickeln. Mehr als etwa die Telekom, die den Netzausbau auf dem Land zwar auch gern als Argument für höhere Kosten nimmt, bei Investitionen aber nicht gerade an vorderster Front steht.

Loon zielt aber nicht aufs deutsche Hinterland ab, sondern eher auf andere Weltregionen, die das First-World-Problem "Ich habe kein Netz" deutlich ausgeprägter trifft. Der erste Testfall für das Projekt findet gerade in Neuseeland statt.


Die Rotte von Ballons versorgt dort Viehzüchter und Landwirte mit Netz - wohl ungefähr auf 3G-Niveau, aber immer noch deutlich besser als alles vor Ort. Danach folgen andere Regionen entlang des Längengrads. Denn auch wenn Google einiges an Hirnschmalz und Technik darauf verwendet hat, die solargetriebenen Ballons, an denen unten das WLAN-Paket hängt, steuerbar zu machen - eine wirklich stationäre Angelegenheit sind Ballons nun mal nicht. Es ist trotzdem ein spannendes Projekt, und es erlaubt den nächsten spannenden Einblick in die Kultur des Innovationslabors Google X.





Wired hat dazu ein schönes Stück, das die Entstehungsgeschichte von Loon abbildet. Das Trüpplein unter Google-Mitgründer Sergey Brin und Astro Teller arbeitet nämlich nach dem Prinzip, Ideen möglichst rigoros killen zu wollen. Sie müssen sich quasi selbst überzeugen, dass etwas doch geht und komplett plemplem ist, bevor sie ein Projekt anschieben. Wenn Project Loon - das durchaus bewusst mit Loon als Teil von Balloon und Loony, also Durchgeknallter, spielt - samt den anderen bislang bekannten Projekten da raus kommt, wäre es schon lustig zu erfahren, was da so an Ideen rumschwebt, die es nicht schaffen.

Aber gut, was sonst wäre passend für eine Abteilung, deren Chef (Teller) als Jobtitel Captain of Moonshots hat? Moonshots, die nächsten großen Sprünge, das ist der Auftrag von Google X. Und kreativer Irrwitz der Weg dorthin.

Natürlich ist das harte Arbeit, natürlich steckt da viel Technik drin und natürlich hat Google was davon, wenn die Menschen noch mehr Google-Produkte nutzen. Trotzdem ist es sehr begrüßenswert, dass dort eine Versuchsküche wie Google X eben einfach loslegt, einfach was versucht. Je irrwitziger, desto besser. 

Die paar Versuchsballons sind nur ein Anfang. Noch zeichnet sich nur unklar am Horizont ab, was daraus wird. Aber es ist irgendwie gut zu wissen, dass da draußen ein Haufen positiv Verrückter die Welt bunter und vernetzter machen will - und dazu Ballons fliegen lässt.

Mehr dazu:
http://www.google.com/loon/

Wired zu Loon

FastCo zu Loon

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