Montag, 25. Juni 2012

Perspective: Warum es manchmal einen anderen Blickwinkel braucht, um nicht gegen Wände zu laufen

Starten wir mal etwas spielerisch in die Woche, um den richtigen Blickwinkel zu finden: Ein Studententeam am DigiPen Institute of Technology bastelt an einem sehr interessant aussehenden Computerspiel. Perspective lautet der passende Name des Titels, der 2-D-Plattformer (der klassische Super-Mario-Ansatz) mit einer 3D-Umgebung kombiniert (Projektseite hier). Die Spielfigur bewegt sich dabei in einer zweidimensionalen Welt und nimmt nur die blauen Laufwege beziehungsweise orangefarbenen Hindernisse wahr. Der Spieler sieht mehr, bewegt sich (im Wesentlichen die Kamera) in einem dreidimensionalen Raum. Seine Aufgabe: Den Blickwinkel in diesem Raum so ausrichten, dass der zweidimensionale Kerl weiter kommt. Spielfortschritt durch Perspektivwechsel.

Das sieht durchaus spannend aus, auch wenn das Leveldesign eine trickreiche Angelegenheit wird:



Spannend und mental sicher nicht ganz ohne. Gleichzeitig aber gute Mahnung und vielleicht auch gutes Training. Denn als Problemlösungsstrategie wird der Perspektivwechsel gern vernachlässigt. Dabei braucht es oft genug wie im Spiel genau den, um nicht gegen Wände oder ins Verderben zu laufen, um tatsächlich weiterzukommen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Leistungsschutzrecht: Nicht Füllhorn für Verlage, sondern Büchse der Pandora

Da ist er nun, der Entwurf für das sagenumwobene Leistungsschutzrecht (LSR), die Hoffnung der Verleger. Sein Bekanntwerden letzte Woche löste eine Welle der Entrüstung und des Entsetzens im Netz aus. Bei allem gewollten Hype dabei - die Kritiker haben recht. Der Entwurf in seiner jetzigen Form wird kein Füllhorn für Verlage, aus dem sich Geld über sie ergiesst, sondern die Büchse der Pandora für die Internetriesen, Nutzer und ja, auch die Medienhäuser selbst.

Alternativlos? Nein, den Gegnern fallen sicher einige Ideen anstelle dieses LSRs ein.

Selbst für das Justizministerium und die Bundesregierung kann das noch richtig unangenehm werden aufgrund der vielen strittigen Punkte. Dabei versucht doch der Referentenentwurf klar, den Vorwurf abzuwehren, dass das LSR ein Betreuungsgeld für überalterte Geschäftsmodelle sei:
"Die Einführung eines neuen Leistungsschutzrechts darf jedoch nicht als ein gesetzgeberischer Schutz von alten, überholten Geschäftsmodellen missverstanden werden. Das neue Leistungsschutzrecht kann und soll kein Korrektiv für Strukturveränderungen des Marktes sein, auf die Presseverleger vor allem mit neuen Angeboten reagieren müssen."

Nützt nur nichts, auch wenn sich bislang der Aufschrei nicht auf den Kampfruf "Papier-Prämie" konzentriert. Es geht ja auch viel mehr um die Online-Inhalte von Medien - oder besser, um jegliche Art von Inhalten, die Presseverleger herstellen und die dann online veröffentlicht werden.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Strategiespiel als Dystopie - Zehn Jahre Krieg und kein Ende von Civilization II

Die ferne Zukunft:
Die drei letzten Großmächte sind in einen nicht enden wollenden Krieg verwickelt, 90 Prozent der Weltbevölkerung tot. Was von der Erde übrig bleibt, ist verstrahlt, unfruchtbares Sumpfland oder Wüste.

Ein Mann kämpft um den Frieden, will die Welt retten. 
Er spielt das Computerspiel Civilization II. Seit zehn Jahren. 

Quelle: Imgur, User Lycerius
Und er braucht Hilfe. 

Dienstag, 12. Juni 2012

Mehr Bildschirme, mehr! - Was Microsofts Xbox-App SmartGlass für Multiscreen-Strategien heißt


Fragt man TV-Konzerne nach Trends und ihren Plänen für die Zukunft, fallen einhellig die Begriffe Multiscreen-Strategie (je nach Ehrgeiz und mathematischer Begabung auch Second- oder Third-Screen-Strategie), Social TV, interaktive Gestaltung oder IPTV.

Das hat nichts mit Ideenlosigkeit zu tun, es erkennt vielmehr Realitäten: Der Anteil von Nutzern, die nicht nur Smartphone oder Tablet besitzen, sondern auch während des Fernsehschauens in der Hand oder in Reichweite haben, ist signifikant und wächst. Laut Bitkom surfen aktuell bereits 77 Prozent der Internetnutzer während des Fernsehens. Wer sich zur Ausstrahlung von Formaten wie Tatort oder Germany’s Next Topmodel mal bei Twitter & Co nach den entsprechenden Hashtags umschaut, sieht, dass hier parallel eifrig im Netz gequatscht und diskutiert wird. Social TV im Sinne von Netzbegleitung von TV-Formaten durch die Zuschauer ist also Alltag und nicht wirklich auf eine Zielgruppe beschränkt – es sei denn, jemand kann mir schlüssig belegen, dass Tatortfans auch Topmodel schauen. Hier kaltblütiges verbales Sezieren von Opfern, dort gemütliche Krimiunterhaltung, das passt nicht zusammen.

Quelle: Microsoft

Nachdem das Verhalten als solches belegt ist, stellt sich die Frage: Wie das als Sender bedienen, was etabliert sich als Kanal, als Plattform? Soll man mit eigenen Apps und Sites für einzelne Formate oder für Sender versuchen, sich zu positionieren? Auf Social-TV-Plattformen wie Couchfunk setzen? Oder sich auf Twitter und Facebook verlassen? Letzte Woche hat Microsoft (ja, Microsoft) seine Variante zu diesem Thema ins Spiel gebracht: Die App SmartGlass.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Musik zur Abgabe für die Schreiberlinge unter uns: The Whooshing Sound of Deadlines

Kleines multimediales Projekt: In manchen Situationen hilft es Schreiberlingen wie mir im Arbeitsprozess, sich zu beschallen. Bei Journalisten im Abgabestress ist der Witz daran weniger das Aktivieren von kreativen Potenzial, wie es etwa bei Buchautoren der Fall ist - bei Schriftstellern wie Neil Gaiman beispielsweise sind die Listen, welche Musik er beim Schreiben gehört hat, durchaus auch konzeptionell für Atmosphäre und Entstehungsprozess interessant. 

Nein, bei uns geht es eher um die audiotechnisch aufgebauten Wände, um in den Schreibtunnel zu kommen. Und in Teilen, wie beim Joggen auch, um ein gewisses Pacing. Das hier jedenfalls ist der zugegebenermaßen nicht ganz humorfreie Versuch, eine Playlist für die Abgabezeiten zu liefern.

The Whooshing Sound of Deadlines.



Unter anderem mit Muse, Bad Religion, Foo Fighters, Audioslave, The Streets, Nine Inch Nails und den White Stripes.

Wenn jemand wichtige Ergänzungen hat oder eigene Erfahrungen und Playlists mitteilen möchte, nur zu!

Montag, 4. Juni 2012

Kinect, Leap & Co.: Fingerzeige für die Post-Touch-Steuerung


Vom Jump & Run zur Vaskulären Chirurgie: Die Karriere, die in den letzten Jahren Konzepte für Gesten- Bewegungssteuerung hingelegt haben, ist schon faszinierend. Populär gemacht hat sie schließlich der Einsatz in Nintendos Wii, Sony und Microsoft zogen mit Move beziehungsweise Kinect nach. Und inzwischen haben sich für Microsofts Kinect zahlreiche Nebenschauplätze geöffnet, die diese Art der Steuerung weiter denken. 

Den Rechner mit Fingerzeig dirigieren - Quelle: Leap Motion Demo Video.


Am King’s College London etwa testen momentan Gefäßchirurgen ein auf Kinect for Windows basierendes Programm zur Steuerung von Bildsystemen, die die Patientenanatomie darstellen. Momentan ist da das Operationsgebiet aus verschiedenen zweidimensionalen Perspektiven betrachtbar. Über das Programm kann der Chirurg direkt über Gesten oder Stimmbefehle die Bilddarstellungen so wechseln und verändern, wie er es gerade braucht. Ohne wie sonst üblich entweder einen Assistenten zu benötigen, dem er die gewünschte Bildveränderung erklären muss oder gar selbst via Hand die Veränderungen vorzunehmen, was für sterile Operationen eher ungünstig ist. So erfasst der Kinect-Sensor die Handbewegungen vor dem Bildschirm und übersetzt die in Steuerungsbefehle – berührungsfrei.

Nächster geplanter Schritt in diesem Projekt ist im Übrigen die Darstellung von dreidimensionalen Hirnmodellen, um Neurochirurgen bei der Arbeit zu helfen. Von purer Spielerei ist dieser praktische Einsatz zur Steuerung von Bildsystemen also einigermaßen weit entfernt.