Dienstag, 28. Februar 2012

Aigner oder vom Versuch, unsinnige Facebook-Kritik zu monopolisieren

Es ist wieder soweit, Ilse Aigner zieht gegen Facebook: Neueste Idee unserer Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist eine kartellrechtliche Prüfung von Facebook. "Wenn eine so große Marktmacht aufgebaut wird, dass ich als Gewerbetreibender an einem Medium nicht mehr vorbeikomme, stellt sich irgendwann die Frage: Ist es ein Monopol?", hat sie dazu der dpa zufolge gegenüber Antenne Bayern philosophiert. Immerhin gefolgt von der Einschränkung, dass sie sich das zwar ansehen werde, für Kartellrecht aber nicht zuständig sei.

(Die dpa-Meldung gibt’s hier, hier oder hier. Weiter gegraben als das hat keiner der Qualitätskollegen. Danke dafür, aber ich hab’s bei Antenne.de auch nicht auf die Schnelle gefunden.)

Nun lässt sich dazu festhalten, dass sich unsere Verbraucher- und Landwirtschaftsministerin zwar nicht mit Kartellrecht auskennt, dafür aber wohl mit Mist. Denn bei einem Vorschlag wie diesem – kartellrechtliche Prüfung von Facebook wegen Monopols – da weiß man gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll.

Freitag, 24. Februar 2012

The Internet is for Porn – gibt es eine Rule 34 für Geschäftsideen?

Vorbemerkung: Wie eigentlich schon der Titel dieses Posts klar machen sollte, hat er zumindest das Potenzial, NSFW zu sein.

In den letzten Wochen fällt eins wieder auf: Kaum gehen genug Artikel über ein heißes neues Startup, eine gute neue Internet-Idee rum, folgen kurz darauf unweigerlich die Sexindustrie-Klone. Bei Pinterest etwa Snatchly oder Pornterest (kreativ, Jungs). Und bei Crowdfunding-Plattformen, bei denen letztens der ebenso zügige wie erfreuliche Erfolg der Kickstarter-Finanzierung von Double Fine Adventure für Schlagzeilen sorgte, schlägt jetzt die Porno-Variante Offbeatr auf. (Über die ich via Technikfaultiers Google+-Stream gestolpert bin.)
Das ist kein Witz, die Jungs haben sogar ein Präsentationsvideo:



Vielleicht liegt’s nur an mir, aber durch Gruppenleistung ermöglichter Pornofilm klingt irgendwie dreckig. Wer seine Bude allerdings Offbeatr nennt, dem ist das auch schon egal.

Die Frage, die sich mir hier nun stellt, ist: Gibt es eine Rule 34 für Internet-Geschäftsideen? Frei nach dem Motto: Wenn du es dir als Online-Site vorstellen kannst, gibt es eine Porno-Variante davon? Wir könnten es ja Regel 44 nennen, die ist noch frei. (Nein, wir werden’s nicht Regel 69 nennen, ihr Armleuchter.)

Mittwoch, 22. Februar 2012

F(ail) Commerce - Wieso Facebook Commerce nicht funktioniert (und ob diesem Satz ein noch fehlt)

Das Händeringen beginnt: Mit einem Bloomberg-Bericht als Vorsänger beginnen die Trauerchöre, dass Facebook Commerce am Ende sei, noch bevor es überhaupt richtig los ging. Schließlich streichen ja Marken wie GAP, J.C. Penney oder Gamestop die Segel bei ihren Shops auf Facebook.

Photo: Jim Merithew/Wired.com. Used under (CC BY-NC)

Funktioniert Shopping auf Facebook nicht, ist es nur ein Luftschloss? Fail Commerce statt neuer Umsatzquelle? Stand jetzt lautet die Antwort ja – zumindest für die Herangehensweise, die viele wählen. Das sagt aber fast mehr über fehlendes Verständnis von Social Commerce als über dessen Chancen aus. Denn es gibt ein paar simple Gründe, warum Nutzer Marken ihre Facebook-Commerce-Ideen nicht abkaufen.

Freitag, 17. Februar 2012

Kara Swishers TED-Präsentation MORE

Ich bin endlich mal dazu gekommen, mir Kara Swishers Präsentation MORE anzusehen, die sie auf der TEDxBayArea gehalten hat. Das Thema, über das die Co-Executive Editor von AllThingsD spricht, ist ihr Schlaganfall.

Wie sie ihn erlebt hat, was er für sie bedeutet und vor allem, wie sehr ihr Leute auf den Keks gehen, die ihr sagen, sie müsse jetzt langsamer machen und weniger tun.
Das Ganze gerade mal 30 Tage nach dem Schlaganfall in so selbstironischer, unterhaltsamer und klar geschnittener Form, dass ich nur sagen kann: Beeindruckend.



Was für MORE und Swisher gilt.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Der Medienmensch als Leseratte

Im Folgenden geht es zwar um Print, aber ich habe eine hervorragende Begründung, warum das ein Nullen-und-Einsiger Beitrag ist: Ich schwenke damit mein Fähnchen in Mike Schnoors Blogparade, der nicht nur seine eigene Faszination mit dem gedruckten Wort beschreibt, sondern danach fragt: Lest auch ihr noch gern gedruckte Werke?

Ein ganz klares Ja. Ich lese gern – und auch viel.


Dazu muss man sagen, dass der Start meiner Leserattenkarriere wohl eher holprig war: Als kleiner Stöpsel habe ich meiner Mutter nämlich gesagt, dass ich nicht einsehe, lesen zu lernen. Schließlich hätte ich ja eine Großmutter, die mir vorliest. (Delegieren ist alles.)

Ich kann mich nicht mehr erinnern, mit welchen Büchern genau meine Mutter mich zum lesen gekriegt hat – aber Mann, hat das funktioniert. Bücher sind eine großartige Form der Unterhaltung und Inspiration. Zugegebenermaßen gilt der erste Handgriff meines Tages meinem Smartphone. Aber es liegt auf einem Buch – weil auf meinem Nachttisch eigentlich immer mindestens ein Buch liegt.

Montag, 13. Februar 2012

Pinterest - Warum die Bilder-Community Tyler Durdens schlimmster Albtraum ist

Das US-Startup Pinterest hat in den vergangenen Wochen in Deutschland einiges an Beachtung gefunden. Weil die Bildercommunity hypewürdig wächst. Weil sie interessante Chancen für Social Commerce bietet. Und weil einige glauben, dass sie ein ganz großes Ding wird. Ich möchte dieser Diskussion gern meine Zweifel am letzten Punkt mit folgendem Gedanken hinzufügen:

Pinterest ist Tyler Durdens schlimmster Albtraum.

Warum? An zentraler Stelle bringt Brad Pitts Charakter in Fight Club seine Philosophie auf folgenden Punkt:
"Du bist nicht das Geld auf deinem Konto. Nicht das Auto, das du fährst. Nicht der Inhalt deiner Brieftasche. Und nicht deine blöde Cargo-Hose."
Im Original heißt letzteres "You are not your fucking khakis".
Auf Pinterest allerdings ist man seine verdammte Hose. Oder das Auto, das man gerne hätte. Die Kleidungsstücke, die einem gefallen. Und alle anderen Produktbilder, die man an seine Boards pinnt.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Clint Eastwoods Chrysler-Werbespot: Runter von meinem Rasen, ihr ausländischen Automarken!

Auch wenn die große Aufmerksamkeit der Spots aus dem Super-Bowl-Werbeblock hierzulande dicken Hunden, Samsungs iPhone-Schelte oder per Xenonlicht verdampften Vampiren galt – eine der gelungensten Spotpremieren lieferte Clint Eastwood für Chrysler ab. Über kaum einen Spot wurde via Social Media so stark diskutiert wie über "Halftime in America", kaum einer hat so viele Videoreaktionen auf YouTube neben sich stehen, kein anderer ist in die Wahlkampfdebatte der US-Politiker miteinbezogen worden.

All das, weil der Zweiminüter der Agentur Wieden + Kennedy richtig gut gelungen ist, er die richtigen Knöpfe drückt und mehr als Inspirational denn als stumpfe Auto-Abverkaufe daherkommt. Und damit den Kontext, in dem er gelaufen ist, so perfekt bedient.

Ich kann jeden verstehen, der sich aus europäischer Perspektive bei dieser "America the Brave"-Nummer nicht angesprochen fühlt. Aber betrachtet man ihn in dem Kontext, für den er gedacht war, dann hat er seine Zielgruppe wohl genau an der richtigen Stelle getroffen.

Sonntag, 5. Februar 2012

Fernglas in die Zukunft: Cornings A Day Made of Glass 2

Der Kleiderschrankspiegel als Display, das komplett vernetzte Klassenzimmer und die Glasbürowand fürs Video-Conferencing: IT- und Tech-Unternehmen sind nicht die einzigen, die in professionellen Clips ihre Vorstellung davon skizzieren, wie wir in Zukunft leben werden. Auch der Glashersteller Corning wirft jetzt erneut einen Blick durchs Fernglas auf die Zukunft. Erneut, weil A Day Made Of Glass 2 – wer hätte es gedacht – die Fortsetzung von A Day Made of Glass darstellt. Ein Clip aus dem letzten Jahr, der bei YouTube durch die Decke ging, obwohl man ihn auch als hochwertig gemachten Produktpräsentationsclip verstehen konnte.

Der neue Teil vertieft den Vorgänger in doppelter Hinsicht: Er wirft zum einen einen genaueren Blick auf den Alltag der futuristischen Familie. Zum anderen legt das Unternehmen ihn in zwei Varianten vor – einer unkommentierten und einer satte 11:25 Minuten langen moderierten Fassung.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Amazons Quartalszahlen sind nicht enttäuschend, sondern Zeichen einer langfristigen Strategie

Nach der Veröffentlichung von Amazons Quartalszahlen ist der Aktienkurs erst mal 8,8 Prozent abgerutscht. Weil Analysten ein Drittel Umsatz mehr zu wenig fanden. Und sie der Gewinneinbruch wie der vom Online-Händler für Q1 2012 erwartete Verlust von 100 bis 200 Millionen Dollar schockte.

Die Wiwo zitiert via Bloomberg den Analysten Colin Gillis mit den Worten: "Die Enttäuschung beim Umsatz hat das Momentum zerstört. Die Wachstumsstory bricht gerade zusammen."

Mitnichten. Wir sehen die Befestigung ihrer Brückenköpfe, das ist alles.