Dienstag, 9. Oktober 2012

Warum die Petition gegen das Leistungssschutzrecht gegen die Wand fährt

Gegen das (zu Recht) harsch kritisierte Leistungsschutzrecht läuft aktuell eine Petition beim Bundestag. Der ein oder andere wird das spätestens durch die hektischen Aufrufe zum Unterzeichnen seitens Digitalos in seinen Social-Media-Timelines mitbekommen haben. Denn die Petition ist weit von der Anzahl notwendiger Unterschriften entfernt. 

Aus Gründen. 

Der wesentlichste: Wäre die Petition nicht so dämlich und unnötig aggressiv formuliert, dann könnte das anders aussehen. Statt sachliche Kritik anzubringen, kotzt sie sich nämlich über die bösen Verlage aus, schwurbelt pseudojuristisch herum, erklärt ihren Gegenstand nicht verständlich.

Der blödsinnige Tonfall ist der Grund, aus dem Menschen wie ich nicht unterzeichnen. (Meine Haltung zum LSR habe ich hier, hier oder hier festgehalten.) Stammtisch-Gegröle unterschreibe ich nicht. Selbst wenn es sich gegen etwas wendet, das zu Recht kritisiert wird. Da hilft auch kein Argumentieren, dass es ja aber um die Sache gehe und die ja richtig sei. Ich setze meinen Namen nicht unter Texte, hinter denen ich nicht stehen kann.

In dieser Form leistet die Petition den LSR-Kritikern einen Bärendienst. 

Denn sie rückt diese gleich in mehrerer Hinsicht in unvorteilhaftes Licht: Sie bestätigt Klischees über fehlende Diskussionskultur im Netz durch ihre dämliche Formulierung. Sie lässt aufgrund der geringen Zahl von Unterstützern das LSR weitaus unproblematischer erscheinen, als es ist. Und sie lässt Kritik aus dem Netz als das Bellen lauter Köter erscheinen, die dann doch nicht beißen. 

Ganz nach dem Motto, dass das Zetern und Jammern für viele wieder wohlfeil war, die Bereitschaft, mitzuwirken, aber jenseits von Like-Klicks oder kurzen Kommentaren aufhört. Dass das Thema außerhalb dessen, was Netzgemeinde genannt wird, keine Sau interessiert. 

Das mag sogar mehr Körnchen Wahrheit enthalten, als einigen lieb ist. Es wird aber dem Thema absolut nicht gerecht. Und es kann auch die der Argumentation fähigen Kritiker imagetechnisch mittreffen.

Das Scheitern der Petition, es liegt nicht (wie Zeit Online philosophiert) daran, dass der Begriff Leistungsschutzrecht ja so viel positiver klinge als Netzsperren. Oder an Berührungsängsten mit der Piratenpartei und ihren Akteuren.

Es liegt an dem grottenschlechten Text der Petition.

Glückwunsch: Hätten die Verlage das inszenieren wollen, es hätte ihnen nicht besser glücken können.


1 Kommentar:

  1. Ich denke wie Sie. Eine Bittschrift zu unterschreiben, ist eine Verpflichtung. Ich auch unterschreibe ich nur die Bittschriften, mit denen ich völlig einverstanden bin.

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