Sonntag, 29. April 2012

Festschrift zum Relaunch, garantierte Lesefreiheit trotz LSR: Wie sich Medien im Netz verheddern

Gelegentlich entsteht der Eindruck, klassische Medien verstehen nur Chinesisch, wenn es um das Netz geht. In der Art, dass sie das Internet interpretieren wie das chinesische Zeichen für Krise, das Elemente von "Gefahr" und "Chance" enthält, und nur das Eine oder das Andere sehen.

Zwischen diesen Polen schwankten die bemerkenswertesten Netz-Aktionen klassischer Medien vergangene Woche zumindest deutlich.

Auf der einen Seite das ZDF, das die Art von Enthusiasmus der Öffentlich-Rechtlichen für Digitales zeigte, der den privatwirtschaftlichen Medien oft ein Dorn im Auge ist. Andere Medienkonzerne verschicken eine Pressemitteilung, wenn sie Websites relaunchen. Das ZDF macht eine Festschrift daraus. 14 Seiten inklusive Grußworten des Chefredakteurs und des Leiters der Hauptredaktion Neue Medien.

Quelle: ZDF.de

Wer die Zeit dafür nicht hat: Die Mainzer relaunchen ZDF.de, heute.de und ZDFsport.de. Bilder und Videos werden prominenter. Chefredakteur Peter Frey begründet letzteres mit der Erkenntnis: "Die Menschen verbinden die Marke ZDF mit Information und Unterhaltung in Bewegtbild." An dieser Stelle bitte ein Loriot'sches "Ach was" vorstellen.

Donnerstag, 26. April 2012

Planetary Resources: Eric Schmidt & Co. finanzieren Asteroidenbergbau für die Zukunft

Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob die Google-Bosse Larry Page und Eric Schmidt früher Asteroids gespielt haben. Was ich aber weiß: Beide zählen zum Investorenkreis von Planetary Resources, einem neu präsentierten Unternehmen, das sich dem privatwirtschaftlichen Weltraumbergbau verschrieben hat. Die Gründer Peter Diamandis und Eric Anderson, via X Prize Foundation und Space Adventures Pioniere bei Konzepten für kommerziellen Raumflug, wollen mit dem neuen Unternehmen binnen zwei Jahren die ersten Teleskope ins All schießen. Das mittelfristige Ziel besteht darin, in erdnahen Asteroiden nach Edelmetallen und Wasser zu schürfen und so Milliarden in die Weltwirtschaft zurück zu pumpen.



Auch wenn die Space Shuttles der NASA ihre letzten Flüge hinter sich haben: Das Weltraumabenteuer geht also weiter. Getrieben von Tech-Milliardären.

Montag, 23. April 2012

YouTube, GEMA und die dpa-Parallelwelten: Wenn alle gewinnen und jeder verliert

Am vergangenen Freitag gewährte die dpa (und in der Folge Medien wie etwa Spiegel Online) Einblicke in Parallelwelten. In einer hatte vor Gericht YouTube gegen die GEMA gesiegt, in der anderen nicht. Die Verwirrung im Netz, wo sich etwa auf Twitter User fragten, ob jetzt Welt Online oder Spiegel recht haben, war aber kein Anzeichen für den Zusammenbruch der Mauer zwischen den Universen. Bei uns musste keine Variante der Fringe Division ausrücken, um Löcher zwischen den Dimensionen zu flicken. Bei uns hatte nur die dpa Mist gebaut - und in der Kette auch andere.


Donnerstag, 19. April 2012

Elender Dualismus oder die vielen Grautöne zwischen dem nächsten großen Ding und völligen Flops


In den letzten Tagen fällt mir eins wieder besonders negativ auf: Der elende Dualismus, der in medialen und Online-Reaktionen gerne herrscht. Aktuell zu sehen an den Reaktionen auf Sergey Brins Kritik an Facebook, Apple und ihrem Gegenentwurf zum Open Web sowie – auch Teil von Brins Konzern – dem Feedback zu Google+, aktuell redesign-bedingt. Dinge sind entweder ganz großartig oder der letzte Schrott, zwischen dem nächsten großen Ding / Facebook-Killer und dem totalen Flop gibt es nichts.

Bild: Thomas G. Kristensen, used under CC

Das nervt.

Dienstag, 17. April 2012

Von Nullen und Einsen als Google Currents Edition

Als Hinweis: Von Nullen und Einsen gibt es jetzt auch als Google Currents Edition. Erreichbar hier.

(https://www.google.com/producer/editions/CAowvY6yAQ/von_nullen_und_einsen)
Darüber, dass ich Aggregatoren spannend finde und als Infovor auch selbst gern nutze, habe ich hier ja schon geschrieben. Insofern werfe ich natürlich auch einen Blick auf Googles jetzt in Deutschland nutzbare Aggregatoren-App Currents und stelle dort zudem meinen Blog als Edition ein.

Samstag, 14. April 2012

Die Like-Prostitution oder "Wir strippen auch für Klicks!"

"Der Like-Hype ist vorbei" tönte es Anfang der vergangenen Woche zum Auftakt einer Diskussion um Marken und ihre Facebook-Aktivitäten. Kern dabei war allerdings sinnigerweise die Frage, ob die Chronik denn den Fan-Zahlen schade. Damit will ich mich gar nicht lange aufhalten, konkrete Antworten, wieso sich diese Aussage noch gar nicht treffen lässt und warum sie auch ansonsten wenig überzeugt, finden sich schließlich schon bei Thomas Hutter oder Futurebiz.

Mich hat eher der Titel angesprungen, um den es dann im weiteren Verlauf nur noch begrenzt ging. Der Like-Hype ist vorbei? Das atemlose Aufpumpen der Fanzahlen passé?

Glaub' ich nicht. Nicht, so lange auf Facebook Marken-Betreuer aktiv sind, die sich auch ausziehen würden für Likes.

Zeitgleich zur Diskussion starteten passenderweise die Modemarke Stüssy Amsterdam und die Agentur Arnold Amsterdam die Kampagne Strip for Likes. Ein Model wurde in so ziemlich alles eingehüllt, was der neue Katalog hergibt. Und dann entblätterte sie sich Stück für Stück, angetrieben durch Like-Klicks. "Like to see less" war der wenig tiefgründige Copytext dazu.

Quelle: Stüssy Amsterdams Facebook-Site.

Statt "der Like-Hype ist vorbei" also "Wir strippen auch für Klicks".

Dienstag, 10. April 2012

Antisocial Media: Dizzlike, EnemyGraph und die Freundesmüdigkeit

Nach der Informationsflut folgt die Freundeflut: die Beschwerden häufen sich, dass Menschen in lauter Freunden und Freundesanfragen in Social Media ertrinken, der Flut zwischenmenschlichen Geplauders nicht mehr Herr werden. Freundesanfragen auf Facebook hier, Follower und DMs auf Twitter dort, Google+, Path, Instagram, Pinterest und was sonst noch alles: eine stetig wachsende Zahl von Plattformen, um sich mit immer mehr (oder immer den gleichen) Menschen zu verknüpfen, zu interagieren, soziales Verhalten ins Netz zu übertragen.

Schon schlimm, das. (Für Neuleser: Deutlicher schwenke ich das "Vorsicht, Ironie"-Schild nicht.)

Und so zeigen sich Gegenbewegungen, Reaktanzen derjenigen, denen das ewige Inter-Nettsein auf den Keks geht: Social Müdia nennt etwa Olaf Kolbrück die Ermattung durch das Soziale Netz. Dann liegen Accounts brach, Leute löschen mühsam ihre Freundeslisten auf ein geringeres Maß zusammen, heben den Daumen nur für Mitfahrgelegenheiten aus dieser ganzen anstrengend sozialen Zwonulligkeit heraus. Ein Netzwerk wie Path, das die eigenen Verdrahtungen auf 150 begrenzt, wird als Offenbarung gefeiert. (Mit Bekanntwerden des Bonusfeatures von Path, dass es hilfsbereit eine externe Kopie des Adressbuchs auf seinen Servern ablegt, kühlte die Begeisterung allerdings ab.) Oder Menschen wenden sich, als Teil dieser Fluchtbewegung, Antisocial Media zu.

Donnerstag, 5. April 2012

Project Glass - Die Welt wie Google sehen

Nach den Vorabberichten vor einigen Wochen gewährt Google jetzt einen Blick darauf, wie es sich sein Augmented-Reality-Projekt Glass vorstellt. Vorstellt, wohlgemerkt, weil sowohl das Präsentationsvideo als auch die Fotos mit Gestellen der internetfähigen Brille Mockups sind, Konzeptskizzen.

Gleichwohl zeigt der Clip zu "Project Glas: One Day...", wohin die Reise geht:


Die Welt durch die Brille auf der Nase wie Google sehen. Und das hat tatsächlich viel von Science Fiction à la Charles Stross.