Mittwoch, 15. Februar 2012

Der Medienmensch als Leseratte

Im Folgenden geht es zwar um Print, aber ich habe eine hervorragende Begründung, warum das ein Nullen-und-Einsiger Beitrag ist: Ich schwenke damit mein Fähnchen in Mike Schnoors Blogparade, der nicht nur seine eigene Faszination mit dem gedruckten Wort beschreibt, sondern danach fragt: Lest auch ihr noch gern gedruckte Werke?

Ein ganz klares Ja. Ich lese gern – und auch viel.


Dazu muss man sagen, dass der Start meiner Leserattenkarriere wohl eher holprig war: Als kleiner Stöpsel habe ich meiner Mutter nämlich gesagt, dass ich nicht einsehe, lesen zu lernen. Schließlich hätte ich ja eine Großmutter, die mir vorliest. (Delegieren ist alles.)

Ich kann mich nicht mehr erinnern, mit welchen Büchern genau meine Mutter mich zum lesen gekriegt hat – aber Mann, hat das funktioniert. Bücher sind eine großartige Form der Unterhaltung und Inspiration. Zugegebenermaßen gilt der erste Handgriff meines Tages meinem Smartphone. Aber es liegt auf einem Buch – weil auf meinem Nachttisch eigentlich immer mindestens ein Buch liegt.
Ein eigenes Zeitungsabonnement habe ich, seit ich eine eigene Wohnung habe. Wenn ich an Tagen wie heute keine Zeitung im Briefkasten vorfinde, löst das ein Stirnrunzeln aus. Die Zeitungslektüre gehört für mich fast so sehr zum Frühstück wie die Tasse Kaffee. Ich schätze den Überblick, der mir so geboten wird. Auch wenn ich weit davon entfernt bin, sie von vorne bis hinten durchzuarbeiten. Ich selektiere, scanne, springe, vertiefe mich da, wo interessantes lauert. Und bei vielen Themen stört es mich nicht im geringsten, dass die Zeitung langsamer als andere Medien ist. Artikel wie einen über die Engpässe bei der Energieversorgung sollte ich lesen, aber es ist nicht von Bedeutung, ob ich das sofort oder erst einen Tag später tue.

Und obwohl morgens klar auch das Tablet zum Einsatz kommt - eine Zeitung, die ich falten und auf der ich meine Kaffeetasse abstellen kann, hat einfach Vorteile (so usabilityseitig betrachtet).

Nun mag man sagen, dass es wenig verwunderlich ist, wenn ein Journalist, noch dazu einer, der hauptsächlich für Printtitel arbeitet (ich schreibe über Nullen und Einsen, aber auf Holz), Print schätzt und konsumiert. Für mich handelt es sich aber um ein Nebeneinander, kein Gegeneinander von Medien.

Wenn ich an meinem Schreibtisch ankomme, wartet dort mindestens eine weitere Zeitung auf mich. Genau wie die Newsletter, die Sites, die Reader- und Aggregatoreninhalte und die Social-Media-Quellen.

Vom Beruflichen abgesehen habe ich auch privat eine (sehr überschaubare) Zahl von Magazinen abonniert. Beim Time-Magazine etwa bin ich seit Ende der Schulzeit treuer Abonnent - weil ich die Ergänzung durch den externen Blickwinkel schätze und Autoren wie Joe Klein, Richard Corliss oder Joel Stein. Wie auch die Unaufgeregtheit, die ein derartiges Wochenmagazin verströmt.

Menschen sind Geschichtenerzähler

Was Bücher betrifft: Mein Flur ist voll mit Regalen. Das mit den Comics steht neben den Büchern. Ja, ich sammle Comics. Wieso sollte ich denn diesen Teil des Nerdprofils auslassen? Ansonsten bin ich tatsächlich in mehr als einer Hinsicht Medienmensch: Ich schätze Bücher, Comics, Film. Weil sie alle ihre eigenen Stärken haben. Bücher sind – wie oben erwähnt – großartig zur Unterhaltung, für die Inspiration, das Anregen der Fantasie. Menschen sind Geschichtenerzähler. Das Erzählen wie das Abtauchen in fremde Welten liegen in unserer Natur. Und wir haben inzwischen verschiedene Wege gefunden, wie wir Geschichten erzählen können.

Ich bin zudem physisch nicht in der Lage, Bücher wegzuwerfen. Kinder- und Jugendbücher wurden verschenkt, den Rest müsste ich bis auf wenige Ausnahmen noch haben. Nicht mehr benötigte Fachbücher sind im Keller kartoniert.

eBooks lese ich zwar auch – Cory Doctorows Makers sogar auf dem Smartphone, inzwischen ist es mit dem Tablet deutlich komfortabler – bislang dominiert aber noch Print, auch bei Neukäufen. Die Haptik und die Bequemlichkeit sprechen dafür, und wohl auch das physische Objekt, an dem man im Flur vorbeiläuft.

Denn ganz ehrlich: Strahlen Orte wie Neil Gaimans Bibliothek nicht einfach ihre ganz eigene Faszination aus?

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